Mittwoch, 2. Juni 2021

TRUGBILD

die liebe war eine fata morgana,
in der wüste des lebens begegnete ich ihr.
dürstend verfiel ich ihren trügerischen reizen
und schritt unbeirrt auf sie zu.
doch erreichen, erreichen tat ich sie nie.

immer tiefer führte der weg ins verderben.
allein die hoffnung trieb mich tagelang,
das verheißungsvolle ziel stets vor den augen.
nur dem wahn meines fiebers sei dank
für den genuß der kostbar vergeudeten zeit.

irgendwann war an umkehr nicht mehr zu denken.
die sonne forderte bereits den letzten tropfen schweiß.
völlig ausgelaugt hielt ich endlich inne.
die erkenntnis, ein geschenk, schlicht und einfach:
retten mußte ich mich schon selbst.

die innere stimme, wieder erstarkt, bat zum diktat.
der nächste schritt sollte die richtung weisen
und wenige später blühte bereits die ganze wüste.
alle sinne kündeten vom quell des lebens:
ein brunnen, tief und rein, ohne trügerische spiegelungen.

© ts 1997