Mittwoch, 8. April 2020

EINE MYSTIK DES LEIDENS

was glaubst du
warum ich dir leben gab
ein geschenk
zu begreifen
wünsche
wunschlos zu sein
sei zu dir gnädig
und lasse mich
dich auf dich
auch einmal ein
tauche hinab in die tiefe
bis sich das nahe
im weiten
verliert
und endlich der funke
des kleinen
dir offenbart
meine wirkliche größe

was glaubst du
warum ich dir leben gab
ich bin der abgrund
das sein
der stete sturz
des augenblickes
fasse dich
auf daß du vermagst
mich zu erfassen
wir sind bewegung und ruhe
am anfang und ende
stets
immerzu
eins

was glaubst du
ich bin das licht der welt
werd´ gelassen
ruhig
ganz still
verschließe deine sinne
erst wenn du dich wähnst
gänzlich verlassen
wirst du verstehen
eine wüste ist dein leben
du bist nicht ich
du bist nicht du

was glaubst du
ich schenke dir freude
und leid
und unter schmerzen
mußt auch du einmal sehen
daß ich der vater
all der eingeborenen söhne bin

was glaubst du
weshalb
lieber vergehst du
lustvoll jammernd
in der dunkelheit
verlierst verstand
und freiheit deiner sinne auch
sündige nur weiter
gegen deinen vormals heilen geist
dein denken
dein ganzes allverstehenwollen
haben dich wirklich weit gebracht
vertrieben nur
aus meinem reich

komm´ zurück
zurück zu mir
kehr´ um
da draußen gibt es nichts
nichts wahres
zu erkennen
nur zu offenbaren
lug und trug

was glaubst du nur
warum
mit dem ersten zweifel
mußtest du
aus meiner einfalt fallen
du teiltest unseren einen geist
aus freien stücken
und erschufest so
dir deine sklaverei

komm´ zurück
zurück zu mir
lasse hinter dir jene ideen
sie sind tot
frei von liebe
sie hatten niemals
eig´nes leben

wann wohl
wird dir endlich klar
ich bin der
der
der dich sucht
dein ganzes aufgespartes leben
nimm mich
berühre mich
und laß mich nie mehr wieder los

wann wohl
wird dir endlich klar
daß nur ich
die liebe bin
die einzige alleine wahrheit
einfach und schlicht
mehr
wirklich mehr
gab es nicht
niemals
für dich
zu verstehen

komm´ zurück
zurück zu mir
sei du mein lamm
opfere dich
und lege ganz in meine hand
dein leben
das leben
das ich einst dir gab
laß geschehen
jenen harten schlag ans kreuz
durchleide sämtlich
die uns trennenden welten
deines schmerzes

was glaubst du
warum ich dir leben gab
schreite aufrecht hindurch
durch die flammen des feuers
sterbe endlich deinen letzten tod
denn du kannst nicht auf ewig
die uhr deines lebens zurück
auf fünfvorzwölf stellen

komm´ zurück
zurück zu mir
löse dich
von jenen welten
stirb einmal bewußt den tod
und trete gänzlich frei hindurch
durch meine himmlisch´ pforte
in den anblick des lichtes hinein
und schon wirst du vergessen
all die durchlittenen bilder
des schmerzes

was glaubst du
nur ich bin das leben
nur ich bin die liebe
nur in mir
nur durch mich
besiegst du
den tod

© ts Karfreitag 2000